Die ersten Monate oder Wochen in einem neuen Job sind nicht nur für den Auszubildenden eine Lernerfahrung, sondern auch für den Ausbilder. Dies ist eine entscheidende Phase. Die Geschäftsführung und die Personalabteilung brauchen diesen Zeitraum, um zu beurteilen, wie gut ein Azubi in das Unternehmen passt. Deshalb ist es wichtig, über die Probezeit Bescheid zu wissen.
Das Probezeitgespräch ist ein besonders großer Meilenstein für den Azubi während seiner Ausbildung. Das Ende der Probezeit kann eine großartige Gelegenheit sein, um einen Plan für die Zukunft zu erstellen - aber Sie als Ausbilder müssen dafür sorgen, dass das Gespräch erfolgreich verläuft. Dem Auszubildenden ein detailliertes Feedback über seine Arbeit zu geben und alle möglichen Fragen zu beantworten, ist hier das A und O.
In diesem Artikel werden wir darüber sprechen, was genau eine Probezeit ist, was es als Ausbilder zu beachten gibt, wie ein Probezeitgespräch ablaufen soll und welche Fragen und Punkte besonders wichtig sind. Das wird der Personalabteilung auch dabei helfen, einen besseren Probezeitvertrag für den Auszubildenden zu erstellen.
Die Ausbildung beginnt stets mit der Probezeit. So ist es generell in der Arbeitswelt: Ein Bewerber akzeptiert das Jobangebot eines Unternehmens und beginnt die neue Stelle auf Probezeit. Der Unterschied hier ist, dass die Probezeit in der Ausbildung auf maximal vier Monate (§ 20) begrenzt ist, während sie bei anderen Arbeitsverträgen oft auf sechs Monate festgelegt ist. Die genaue Dauer der Probezeit legen der Ausbilder und der Auszubildende nach Absprache im Ausbildungsvertrag fest. Die minimale Dauer beträgt einen Monat. Die Vereinbarung einer Probezeit über die festgelegten vier Monate hinaus ist nach § 25 BBiG unwirksam.
Sinn und Ziel der Probezeit in der Ausbildung ist für beide Seiten, also für Ausbilder und Azubi, sich gegenseitig kennenzulernen. Der Ausbilder braucht diesen Zeitraum, um zu beurteilen, wie gut ein Arbeitnehmer in das Unternehmen passt und ob er sich effektiv ins Betriebsgeschehen einpassen kann. Für den Auszubildenden ist die Probezeit ein guter Test, ob er die richtige Berufswahl getroffen hat und ob das gewählte Unternehmen seinen Vorstellungen entspricht. Beide Seiten sollten die Probezeit bestmöglich nutzen, um innerhalb der Frist von maximal vier Monaten beurteilen zu können, ob das Arbeitsverhältnis passt und eine gemeinsame Zukunft Sinn macht. Sollte der Ausbilder oder Auszubildende feststellen, dass ihr nicht zusammenpasst, können beide Seiten das Arbeitsverhältnis jederzeit und ohne Angaben von Gründen und ohne Fristen kündigen.
Vorab gibt es zu sagen: Sie als Ausbilder müssen mit Ihrem Feedback nicht bis zum Probezeitgespräch warten. Besser ist es, eine Feedback-Kultur in Ihrem Unternehmen zu haben, in der stets Feedback gegeben wird - Beispielsweise, wenn eine bestimmte Aufgabe besonders erfolgreich erledigt wurde. Gutes Feedback ermutigt den Auszubildenden und stärkt sein Selbstvertrauen und das Vertrauen in das Unternehmen. Kritisches Feedback kann dem Auszubildenden dabei helfen, seine Arbeit und sein Verhalten zu reflektieren und kann langfristig seine Kompetenzen und Arbeitsergebnisse verbessern.
Dabei ist es überaus wichtig, das Feedback stets konstruktiv zu formulieren, also ein Feedback, das darauf abzielt, positive Ergebnisse zu erzielen und den Auszubildenden nicht zu demoralisieren. Auch im Probezeitgespräch in der Ausbildung sollte konstruktives Feedback stets im Vordergrund stehen.
Doch welche Fragen sind im Probezeitgespräch in der Ausbildung besonders wichtig? Und wie stelle ich sie am besten? Im Folgenden listen wir Ihnen einige wichtige Fragen auf, die Sie Ihrem Azubi auf jeden Fall stellen sollten. Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass Sie und Ihr Azubi in einem freundlichen Du-Verhältnis miteinander stehen.
1. Wie hat sich die Arbeit hier im Vergleich zu deinen Erwartungen entwickelt?
Diese Frage ist immer sinnvoll, aber sie ist besonders wichtig, wenn der Auszubildende seine Probezeit nicht bestanden hat. Manchmal sind es die Erwartungen, die ein Unternehmen an seine potenziellen Bewerber/innen stellt, die ihnen zum Verhängnis werden. Wenn die Realität der Arbeit dort nicht mit dem Bild übereinstimmt, das du gezeichnet hast, wird es schwer sein, wieder auf die Beine zu kommen.
Eine Stellenanzeige könnte eine lebendige Atmosphäre und hochmoderne Büroräume versprechen, aber die Realität sind beigefarbene Wände, brummende Neonröhren und chronische Depressionen. Falsche Erwartungen führen zu einem Verlust des Arbeitswillens, wenn sie sich nicht erfüllen. Fehlende Motivation kann die Produktivität ernsthaft beeinträchtigen und führt wahrscheinlich zur Kündigung, wenn sie ignoriert wird.
2. Wie würdest du deine Leistung in den letzten vier Monaten beschreiben?
Auch bei dieser Frage ist ein qualitatives Format von Vorteil. Es kann sich aber auch lohnen, sie mit einer Bewertungsskala zu kombinieren, um den Einblick zu verbessern. Wie die meisten guten Fragen bei einer Probezeitbeurteilung vermeidet auch diese Frage, den Beurteilten zu beeinflussen.
Es ist eine passende Frage, um die Leistung in einen Kontext zu stellen. Wenn ein “gescheiterter” Auszubildender der Meinung ist, dass er eine hervorragende Leistung erbracht hat, ist das ein klares Indiz für die Feedback-Fähigkeiten seines Vorgesetzten. Für erfolgreiche Mitarbeiter/innen ist diese Frage wichtig, um ein gemeinsames Verständnis von Führungskraft und Azubi zu erreichen.
3. Gibt es etwas, das deiner Meinung nach deine Leistung negativ beeinflusst hat?
Diese Frage gibt den Beschäftigten die Freiheit, praktisch jedes Problem anzusprechen, auf das sie stoßen. Das können Probleme mit der Büroausstattung, ein problematischer Vorgesetzter oder laute und respektlose Kollegen sein. In der Regel sollten Sie schon vor dem Gespräch wissen, ob Sie dem Azubi eine Weiterbeschäftigung anbieten werden oder nicht. Aber diese Frage kann wichtige Antworten geben, die es wert sind, langfristig berücksichtigt zu werden.
4. Was sind deiner Meinung nach deine größten Stärken?
Stärkenorientiertes Management ist eines der stärksten Instrumente in Ihrem Arsenal, um die Selbstmotivation Ihrer Azubis zu fördern. Diese Frage zu stellen ist also eine Selbstverständlichkeit. Selbst wenn sie im Bewerbungsgespräch gestellt wurde, kann es sein, dass man sich nach vier Monaten in einer neuen Position neu bewertet.
Stärkenorientiertes Management ist großartig, wenn es darum geht, dass sich Auszubildende entfalten und stolz auf ihre Arbeit sein können. Natürlich ist es gut, ihnen zu helfen, neue Fähigkeiten zu erwerben und ihre Schwächen zu verbessern. Aber die Stärken der Menschen sind oft die Dinge, die sie mit Leidenschaft tun. Sie werden nicht die gleichen Ergebnisse erzielen, wenn Sie Menschen sozusagen auf Pfade zwingen, die sie nicht interessieren.
5. Was möchtest du in den nächsten sechs Monaten erreichen?
Das Setzen von Zielen ist entscheidend für die effektive Entwicklung Ihrer Auszubildenden.
Natürlich müssen organisatorische Ziele und Vorgaben im Mittelpunkt stehen, aber alle Ihre Azubis (vor allem die neuen Mitglieder) sollten auch persönliche Ziele haben, die sie anstreben.
Diese sind am nützlichsten, wenn es sich um Ziele handelt, die sich der Einzelne setzt und die von seiner Führungskraft unterstützt werden. Finden Sie also heraus, was Ihr Azubi in den nächsten sechs Monaten bei Ihnen erreichen möchte.
6. Wie kann ich/können wir dir helfen, dich in den nächsten sechs Monaten weiterzuentwickeln?
Das A und O einer guten Führungskraft ist die Fähigkeit, deine Azubis und Mitarbeiter effektiv zu unterstützen und ihnen bei ihrer Entwicklung zu helfen.
Dazu müssen Sie ihnen unbedingt die Möglichkeit geben, Ihnen zu sagen, was sie von Ihrer Seite brauchen. Da ist das Probezeitgespräch ideal.
7. Was hätten wir anders machen können, um deine ersten vier Monate hier zu verbessern?
Bei den Probezeitgesprächen geht es genauso sehr um Ihr Unternehmen wie um Ihre neuen Mitarbeiter.
Es ist unwahrscheinlich, dass Ihre neuen Auszubildenden zu 100 % “perfekt” sind - Es gibt immer etwas zu lernen und Verbesserungen vorzunehmen. Indem Sie um ehrliches Feedback bitten, was Sie beim nächsten Mal besser machen können, verbessern Sie nicht nur die Einarbeitung, sondern stärken auch das Vertrauen und die Beziehung zu Ihren derzeitigen Azubis.
Die oben erläuterten Fragen sind ein guter Anfangspunkt, um Ihr Probezeitgespräch mit Ihrem Azubi vorzubereiten. Achten Sie auch darauf, dass Sie Ihr Unternehmen, Ihren Azubi und die individuelle Situation mit einbringen. Je nach Ausbildungsberuf können die Fragen leicht abweichen oder anders gestaltet werden. Wir möchten Ihnen noch folgende Tipps geben, um das Probezeitgespräch so effektiv und angenehm wie möglich für Ihren Auszubildenden und sich selbst zu gestalten:
Wir hoffen, dass Ihnen unser Leitfaden zum Thema Probezeit in der Ausbildung und Probezeitgespräch weitergeholfen hat und Sie Inspiration zum Ablauf und den Fragen gefunden haben. Gerade in der Ausbildung ist kontinuierliches Feedback wichtig, um den Azubi zu fördern und zu leiten, und das Probezeitgespräch ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, sich auf ein solches Gespräch gut vorzubereiten - Schließlich ist es eine Art Zwischenbilanz, auf der eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit aufgebaut wird.
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